Mittwoch, 17. März 2010

Monatsbericht Februar

Dear Mr. President, dear Rotarians!


Although I have just come back from the exciting North trip and I am full of all the impressions we got, I firstly would like to summarize my first weeks of the month of February.

The first great event that took place in the last month was the District Conference on the 6th. After so many days practising for our dance performance, all of us 20 inbounds were really excited when we saw the elegant Hotel, the big stage and the huge audience. It took us about three hours time to adjust our costumes and to get the Make-Up done. Afterwards, looking into the mirror, I was really surprised – I had never looked so Indian before! Luckily our performance went really well, we all did our best and actually enjoyed the dance.


But not only the inbounds danced in the last month: also Pooja, my host sister, performed Bharatnatyam in her dancing group. The show was in Gadkari Theatre in Thane, and the nine girls did so well, that it was no wonder their photo came in the newspapers some days later. It was not only nice to watch them dancing so easily, but I was also very happy when I could find and remember some of the stories of the Indian mythology.


Apart from all the dancing and preparing for the trip, I had the chance to explore more of the South of Mumbai. In company of my friends I saw the Croffet market, many of the important and beautiful buildings and finally we again went to the Taj Hotel and drank a Cappucino for not less than 250 Rupees.

The day of St. Valentine's my friends and I celebrated in the house of Deepak and Ujwala, which will be my third home here in India. We really enjoyed cooking together, dancing, listening to music from every different country and fighting with the many mosquitos, that also gave us company.


Finally, on 22th of February, the long expected North trip began. Other than the South trip that took place last year, this trip started with a sad Goodbye to Henrique, a Brasilian boy who had a lungs inflammation and stayed back in Mumbai. An other accident that took place right on the first day after our arrival in Udaipur, was when Bruna, a Brasilian girl, got hit by a car. Her right foot is broken three times, so that she directly had to fly back to Mumbai. At least there she had the company of Henrique and the other way around.

It is not easy to resume all places and monuments we saw. Almost everyday was special, we always had to keep our cameras charged and I had my notebook ready to write even for my German Blog. Looking back at two weeks in North India, we saw many forts and castels, museums, beautiful temples, palaces and their big gardens. We have been on a Safari through a Nature Park, we did rafting in the holy river Ganga, went on camels into the desert and enjoyed the sunset there, we celebrated Holi, saw the Pakistan boarder and, of course, we visited the famous and amazing Taj Mahal, the building of love.

Naturally we also did quite a bit of shopping! I specially liked the Patch work textiles to hang on the wall. Some of us also got some real marbol plates, Kashmir shawls and leather bags, which we now proudly put to our collection of Indian memories.


Remembering my experiences of the last two weeks, I am very grateful to be in the IYE program and thankful for the support of my Club. I am also looking foreward to introduce you to my mother, when she will come to visit me on 27th of March and I am sure she will enjoy Mumbai as much as me.

Thank you! Namaste!

Dienstag, 16. März 2010

Nordindien

Hallihallo nach langer Zeit! Letzte Woche sind wir Austauschschüler von dem lang ersehnten Nordindientrip wiedergekommen, und, wie auch schon nach dem ersten großen Trip in den Süden des Landes, gibt es viel zu erzählen! Der Trip dauerte 16 Tage und führte uns durch Rajasthan über Utter Pradesh nach Dehli und sogar an die Pakistanische Grenze. Pranay, unser schon bekannter Tourbegleiter, hat uns dabei immer zur Seite gestanden, mit Wasserflaschen und Extrainformationen versorgt und genügend Spaßaktionen für uns organisiert, damit uns bei all dem Sightseeing weder unser Interesse noch die Aufnahmefähigkeit verloren geht.
Anders als bei unserem Südtrip, an dem ich alle paar Tage an meinem Blog weitergeschrieben habe, habe ich dieses mal nur Notizen und Fotos gemacht, auf die ich mich jetzt beziehen werde. Viel Vergnügen beim Lesen!


Montag, 22. Februar

Ab die Post! Nach einer ganzen Menge Vorbereitungen und dem mir hier immer wieder begegnenden “Was soll ich mitnehmen? Meine Tasche ist zu klein!” fanden wir Austauschschüler uns endlich am Bahnhof zusammen, um den Zug nach Falna nahe Udaipur zu nehmen. Leider war der Beginn des Nordtrips nicht so fröhlich und unbeschwert, da ein Brasilianer, Henrique, sich auf dem Bahngleis von uns verabschiedete. Er hatte über die letzten Wochen eine Lungenentzündung und lag damit im Krankenhaus, sodass er nun noch nicht fit genug war, um mit uns zu kommen. Am gleichen Tag unserer Wiederankunft in Mumbai ist er außerdem wieder nach Brasilien zurückgeflogen, was damals schon abzusehen war. Das machte den Abschied auch nicht gerade leichter. Er war der erste, der die Gruppe verlässt.
Nicht desto trotz kamen wir dienstags nach der etwa 15stündigen Zugfahrt, auf der wie immer Musik gehört, gespielt, erzählt, gegessen, getrunken und geschlafen wurde, in Falna einer kleinen Stadt in Rajasthan an, wo auch schon ein Reisebus auf uns wartete. Das Klima war eindeutig kühler und vor allem trockener. Die Luft war staubig und der Boden sandig. Nein, wir wollten keine Klimaanlage! Um sechs Uhr morgens schien die Sonne noch nicht so warm, und so saßen wir alle bald in Kaputzenpullovern oder Stoffjacken im Bus und dösten nochmal ein.
In Udaipur, einer etwas größeren Stadt, die wohl zu einem großen Teil von Tourismus lebt, checkten wir in einem Hotel ein, machten uns frisch und frühstückten. Und danach ging es los! Wie wir uns alle so frohen Mutes auf den Weg zur ersten Tempelbesichtigung machten passierte leider noch ein Unglück: Bruna aus Brasilien wurde von einem Auto angefahren. Ihr rechter Fuß ist mehrmals gebrochen und angebrochen, was für sie nicht nur sehr schmerzhaft war, ihr kam es erstmal auch ganz unwirklich vor. Warum musste das gerade am erstan Tag passieren! Ihr Fuß ist in einem nahegelegenen Krankenhaus eingegipst worden und sie ist auf direktem Weg wieder nach Mumbai zurückgeflogen. Wenigstens konnten sich die beiden Brasilianer dort Gesellschaft leisten.

Mit einem etwas flauen Gefühl im Magen – es hätte genauso gut auch jeden anderen treffen können – hörten wir unserem Guide zu, der uns um das sorgfältig verzierte Tempelgebäude führte. Elefanten, Pferde, Dämonenköpfe, Blumen, viele Ornamente und etwa 30cm große Figuren mit Instrumenten, Schwertern oder in Paaren machten die komplette Außenwand des weißen Tempels zu einem Beweis der Indischen Kunstfertigkeit. Selbst der Innenraum mit einem großen Idol des Gottes Brahma verblasste ein wenig angesichts der schönen Außenfassade.
Die nächste Station war der Stadtpalast von Udaipur, der uns über die ganze Stadt blicken ließ. Das alte, schöne Gebäude war zwar nicht so reichlich verziert, es hiellt aber im Innenhof einen schattigen Garten bereit. Außerdem waren die Außenwände seitens der Eingangstüren mit stolzen Reitern, Abbildungen von Hindugöttern oder einfachen “Türstehehern” bemalt, wie es mir auch in den normalen Straßen von Udaipur aufgefallen ist. Der Sinn ist es, wie leicht zu erraten, die Dämonen abzuschrecken, sodass das Haus selbst rein bleibt.
Das Programm des ersten Tages wurde mit unserem Besuch im Prinzessinnengarten abgeschlossen. So ein Blütenmeer habe ich lange schon nicht mehr gesehen! Auch an Springbrunnen und kleinen angelegten Seen mit Seerosen fehlte es nicht. Gleich neben dem Park befand sich ein Textil und Antiquariatsgeschäft, in dem wir schöne Schals kaufen konnten und Holzstatuen ansahen. Dann ging es zum Hotel zurück.
In Anbetracht der vielen Ereignisse heute, war der Abend nicht lang und wir fielen nach dem scharf-herzhaften Abendessen gleich in die Betten. Zum Glück blieb Bruna die einzige, die auf der Reise einen solchen Unfall hatte. Und doch – welch ein Unglück war das! Sie hat sich schon fest versprochen, einen Nordindientrip nachzuholen, wenn sie wieder auf den Beinen ist.


Mittwoch, 24. Februar

Knapp eine Stunde von Udaipur entfernt liegt Ranakpur, der Ort, der einen meiner drei Lieblingstempel dieser Tour bereithielt. Der weiße Stein ist von außen zwar etwas grau verschmutzt, das Innenleben ist dafür wirklich imposant. In diesem Gebäude findet man, abgesehen vom Fußboden, keine Stelle, die nicht mit Ornamenten, Blumen, Tieren oder kleinen Figuren verziert ist. Ich erinnerte mich sofort an die Außenfassade des Tempels, den wir am vorigen Tag gesehen hatten. Unterschiedlich war, dass die Sorgfaltsarbeit diesmal nicht außen, sondern im Jain Tempel selbst stattgefunden hat. Und diesmal war die Arbeit wirklich unermesslich. Jeden Fleck, jedes Stück Wand zierten kleine, handgearbeitete Bildchen. Das Gotteshaus ist so erbaut, dass die Sonne tagsüber jeden Winkel beleuchten kann, und doch nicht zu aufdringlich hell wird oder Hitze entsteht. Außerdem beinhaltet es nicht weniger als 1144 Säulen, unter denen man nicht zwei gleiche finden kann. Eine dieser Säulen, die gleich am Eingang zu sehen ist, ist fast unmerklich schief konstruiert. Wie uns der Mönch erklärte, der uns durch den Tempel führte, wollten die Erbauer dadurch ihre Ehrfurcht vor Gott ausdrücken. Die Perfektion liegt eben nur ganz allein in seiner Hand.
Die Religion “Jain”, dessen Tempel wir sahen, untersagt jede Form von Gewalt. Jains sind dadurch nicht nur strenge Vegetarier, sie verzichten gar auf Kartoffeln, Zwiebeln und Knoblauch, um die Insekten, die unter der Erde leben, nicht zu zerstören und einigen ist das Erhalten von Insekten so wichtig, dass sie ein Tuch als Mundschutz benutzen, um nicht versehentlich ein Insekt zu verschlucken. Solche Menschen haben im Gegensatz zu mir wohl das Glück, von Mücken in Ruhe gelassen zu werden...

Abends kehrten wir in einem hübschen Hotel in Jodhpur ein, das mit besonders weichen Betten ausgestattet war. Deren Bezüge und die farbintensiven Silkvorhänge hinter den Glastüren zu jedem Zimmer gaben uns schonmal einen Vorgeschmack auf den kommenden Tag, an dem uns eine Vorführung der verschiedenen handgewebten und aufwendig dekorierten Stoffen bevorstand und fast alle unsere Geldbeutel etwas erleichterte.


Donnerstag, 25. Februar

Jodhpur ist nach Jaiselmer die zweitgrößte Stadt im Indischen Staat Rajasthan, was übersetzt übrigens soviel wie “der Staat der Könige” bedeutet (Raja – König; sthan – Staat). Sie ist auch bekannt als die blaue Stadt, da einige ihrer Häuser mit Indigo angestrichen wurden, um nach altem Glauben Insekten abzuschrecken und Hitze zu vermeiden. Besonders berühmt ist der hier zu besichtigende Umaid Bhawan Palast, in dem noch immer der König der umliegenden Region wohnt. Der ganz aus Sandstein gebaute Palast ist ein eindrucksvolles Gebäude, dessen Erbauer großen Wert auf Symmetrie gelegt haben. Insgesamt beinhaltet der Palast 347 Räume, davon werden einige im linken Flügel als Museum und im rechten als Hotel genutzt. Eine Nacht in diesem königlichen Haus würde, wie wir aus Neugier erfragten, etwa so viel kosten wie unsere gesamte Nordindientour.
Im Museum werden alte Uhren, das Porzellan und schönes Besteck, Schminkkästchen und weiteres Mobiliar der früheren Königsfamilien ausgestellt. Aber heutzutage wird der König wohl doch auch Internet haben?

Wie schon erwähnt kamen wir, nach der Mittagspause, zu dem Textilgeschäft, in dem uns mit großen Worten die feinsten Stoffe der Region vorgestellt wurden. Von großen Tagesdecken für das Doppelbett, über Gardinen, Kissenbezüge und Schals bis hin zu Wandbildern in allen Formen aus Patchwork gab es alles, was das Herz begehrt. Die Stoffe variierten kaum in der Qualität, waren aber unterschiedich bearbeitet worden. Es gab Decken mit vielen kleinen Spiegeln, mit Stickereien, einige mit “Löchern”; auch mit Palletten und Perlen wurde nicht gespart. Nicht vorzustellen, welch eine Arbeit hinter solch einer Decke stecken muss! Und rechnet mal den Preis mal in Euro um, so ist eine solcher Decken wohl sehr viel günstiger als gute Decken aus Deutschen Textilgeschäften: um die 30 Euro. Das Problem ergibt sich nur, wohin damit? Dank Lufthansa darf ich doch nur 20kg mitnehmen...
Der nette Verkäufer hat uns bevor wir das Geschäft verließen noch einige besonderen Decken gezeigt, die ihr kleines Unternehmen für den Weltmarkt anfertigt und exportiert. Kenzo, Louis Vuitton, Moschino – Von hier bekommen die großen Marken also ihre Qualitätsware! Der Preis einer solchen Decke steigt ungefähr um das doppelte, sobald das Schildchen mit dem Namen der Marke am Zipfel hängt. Hätten wir gewollt, hätte der Verkäufer uns die Decken so wie sie waren verkauft, nur leider war selbst dieser Preis für uns zu hoch.

Nach einer fünfstündigen Busfahrt kamen wir abends in Jaiselmer an, der größten Stadt in Rajasthan. Doch der Tag war noch nicht zuende: Sobald wir im Hotel angekommen waren und die imer schwerer werdenden Koffer und Taschen in den Zimmer verstaut hatten, bot Pranay, unser Begleiter, einen Abstecher zu einem kleinen Schmuckgeschäft an. Kurz darauf war der Bus wieder voll. “Aber zuerst müssen wir zur Bank!”, hieß es aus den letzten Reihen.
Mit wiederaufgefüllten Geldbeuteln ging es also zum wirklich kleinen Lädchen, oder bessergesagt war es eine zweistöckige Privatwohnung. Hier wurden Ringe, Ohrschmuck, Armreifen, Ketten, Fußkettchen, Anhänger und kleine Idole hergestellt – alles aus Silber. Es hat etwas gedauert, bis wir uns für unser Mitbringsel entschieden hatten, doch als wir das Lädchen verließen waren nicht nur wir glücklich mit unseren Errungenschaften; auch der Verkäufer schien sehr froh. So viele kauflustige Jugendliche trifft er wohl nicht alle Tage!


Freitag, 26. Februar

Die große Burg Jaiselmers, die Golden Fort, war der erste Programmpunkt dieses Tages. Wie ganz klar zu sehen war dieser Ort ein absoluter Touristenort. Schon bevor wir überhaupt die gewaltige Burgmauer erreicht hatten, wurden uns allerlei Arm- und Fußbändchen, gitarrenähnliche Instrumente, Ledertaschen und Wandbilder angeboten: “Good quality! Good price! Give me your last price! I make you good price! See nice designs...” Mittlerweile können wir schon mit den Händlern mitsprechen, und zwar mit dem gleichen symphatischen und doch starken Indischen Akzent.
Die Burg an sich war, wie abzusehen, gigantisch. Es war allzu leicht, den Überblick zu verlieren, und so haben wir uns immer an den Guide und Pranay geklemmt. Manchmal fiel es allerdings auch schwer, an all den schönen Mitbringseln, die einen von links und rechts anlachten und im Sonnenschein funkelten so kühl vorbeizugehen... Doch es gab nicht nur Händler, auch alte Tempel, besonders schöne Häuser mit Schnitzereien an den Außenwnden und Türmchen auf dem Dach und jede Menge kleiner Lederwaren- und Textilgeschäfte. Auch sind wir diesmal in einem Restaurant eingekehrt, das zwar kein Fleisch, aber trotzdem leckere wenn auch scharfe Speisen anbot. Die Jain Kultur ist hier nunmal sehr verbreitet.
Zum Ende hin haben wir glücklicherweise wieder alle zusammengefunden. Gut, dass es Handys gibt!

Es gehe nun wieder zu der nächsten Unterkunft, so hieß es, als wir von dem Golden Fort wieder in den Reisebus stiegen. Wer dabei an ein Hotel dachte, hatte sich allerdings geirrt, und auch ich wunderte mich, da ich den Reiseplan nicht zur Hand hatte, wo der gute Herr Busfahrer uns aussteigen ließ. Ringsherum gab es nichts als Sand, bisweilen ein paar verdorrte Büsche, ein anderer Reisebus auf einem improvisierten Parkplatz und ein großes weißes gespanntes Tuch mit einer eingeschnittenen Tür, das den Eingang signalisierte. Naja, ganz so schlimm war es nun doch wieder nicht, aber im ersten Moment haben wir uns schon umgeguckt.
Das “Zeltlager” erinnerte mich stark an unsere erste Wüstentour, das Wüstenfestival “Rann Utsav”, in dem wir schon einmal zwischen den Dünen gewohnt haben. Die Zelte waren wieder gut ausgestattet, es gab wirklich keinen Grund zur Beschwerde: Große, weiche Betten, Dusche mit heißem Wasser von sechs bis sieben Uhr morgens (Pranay wollte, dass wir am nächsten Tag pünktlich sind und zwang uns mit der Heißwasserzeit, früh aufzustehen. Wir waren schlauer und füllten bereitstehende Eimer mit heißem Wasser, sodass sich nur einer pro Zelt aus dem Bett schälen musste), es gab ein Waschbecken mit Spielgel, Klos und sogar Papier in jedem Zelt. Was braucht man mehr?
Bevor wir es uns gemütlich machen konnten, hatten wir erst noch einen Kamelritt vor uns. Für mich war das das Highlight des Tages: Zu zweit auf einem Kamel ritten wir durch den feinen, weichen Sand und genossen die letzten Sonnenstrahlen. Bis die Zelte nicht mehr zu sehen war, führten uns die freundlichen Besitzer der Kamele irgendwo ins Nirgendwo. Dort hatten wir Zeit für Fotos, für Purzelbäume im Sand, zum Genießen der unendlichen Weite und der Stille und letztlich für einen schönen Sonnenuntergang.
Nach der Rückkehr zu den Zelten gab es ein typisch Rajasthani Abendessen. Erdnüsse, Papadbrot, Reis, dünne Bohnen und etwas Paneerkäse in scharfer Soße wurden uns serviert; wir saßen zusammen mit einer Französischen Touristengruppe um einen großen Platz herum, der, wie sich bald herausstellte, als Tanzfläche gedacht war. Kaum hatten wir zu essen angefangen, fing eine Gruppe von Männern mit großen Trommeln, einem Harmonium und einer Zitter ausgestattet, zu spielen an. Nicht viel später trippelten die zwei dazu gehörigen, stark geschminkten und mit viel funkelndem Schmuck dekorierten Tänzerinnen auf den Platz und machten das viel zu scharfe Essen wieder gut. Sie holten später sogar einige von uns auf die Tanzfläche und zeigten uns die Bewegungen! Natürlich sahen die an ihnen viel eleganter und besser aus, aber Spaß hat es trotzdem gemacht.
Ist die Sonne einmal weg, wird es schnell kalt. Eingemummelt in Pullover, unsere neuen Schals und Bettdecken ließen wir den Tag nahe den Zelten ausklingen. Mithilfe einer neuen Funktion des iPod Touches konnten wir sogar die Sterne benennen, die so zahlreich am klaren Himmel zu sehen waren.


Samstag, 27. Februar

“Mehrangarh Fort” heißt die nächste Burg, die wir besuchten. Sie ist eine der größten und imposantesten Burgen in ganz Indien. Mit der Eintrittskarte und einem guten Audioguide ausgestettet ging es los. Uns wurde nicht nur einiges über die Geschichte erzählt, auch hatten wir einen weiten Blick auf die Stadt. Das Hauptgebäude ist zum großen Teil zu einem Museum umgebaut worden, in dem alte Schmuckstücke, die königlichen Sänften und Waffen ausgestellt wurden. Wie uns gesagt wurde, konnten sich die Soldaten der damaligen Zeit nur schlecht an Schusswaffen gewöhnen; Sie waren sehr stolz und sahen Schießpulver als eine billige Methode an, um sich zu verteidigen. Als der König jedoch die erste große Niederlage erlitt, bei der hunderte seiner Männer, nur mit Schwertern bewaffnet, durch Schießpulver ums Leben kamen, musste auch er Gewehre kaufen. Es gibt sogar einen Brauch, “Shastra Pooja”, in dem die Waffen verehrt und geschmückt werden, damit sie den Soldaten im nächsten Kampf Glück und den Sieg bringen. Auch konnten wir einen Blick in die früheren Gemächer des Königs und seiner Familie erhaschen, die mit unzähligen Bemalungen in den schillerndsten Farben dekoriert waren. Das Schlafzimmer hatte sogar einen verzierten Fußboden. Hier wurde gespielt, gesungen, getanzt und alles was sonst noch zu einer guten abendlichen Unterhaltung ohne Internet und Fernsehen beiträgt.
Die großen Kanonen, dicken Mauern und altertümliche Utensilien versetzten uns in eine ganz andere Zeit, in der Audioguides, Handys und Kameras absolute Fremdkörper gewesen wären. Und doch sind diese Dinge für uns so normal, was täten wir ohne Technik?

Den Rest dieses und des kommenden Tages verbrachten wir fast komplett im Bus. Wir hatten viel Zeit dazu, die bisherigen Erlebnisse zu verdauen und uns auszuruhen, denn als nächstes stand ein Fest an, bei dem wir wieder bei Kräften sein mussten!


Montag, 1. März

“Happy Holi!” – Und kaum hat man sich versehen, hat man das kunterbunte Farbpulver auch schon in den Haaren, im Gesicht und auf der neuen weißen Bluse. Das Fest der Farben wird schon seit jahrzehnten vor allem im Norden Indiens gefeiert. Menschen jeder Kaste oder Religion laufen mit farbigem Pulver Eimern mit Farbwasser oder gar Wasserpistolen auf die Straße und toben sich aus.
Die Entstehung und Bedeutung dieses Festes ist, wie bei so manchen Indischen Festen, umstritten. Generell soll an Holi der Sieg des Guten über das Böse und der Frühlingsanfang, das Aufblühen der Natur gefeiert werden. In der ersten Nacht werden außerdem in einer großen Zeremonie Strohhaufen mit getrocknetem Kuhkot und einer kleinen Dämonenfigur namens Holika verbrannt, die zuvor auf den Straßen aufgebaut werden. Während des gesamten Spektakels konsumieren viele Inder Bhang, ein weißes Getränk, das in Indien als legales Rauschmittel gilt und den Spaß noch steigern soll. Bhang war ein guter Grund dafür, warum wir Austauschschüler an diesem Tag nicht ohne Begleitung auf die Straßen gingen – Lieber nichts riskieren bei so vielen Übermütigen!
Dass wir nicht auf die Straße gingen soll aber nicht heißen, wir hätten uns nicht amüsiert! Auf der Hotelterasse haben wir gleich nach dem Frühstück, mit den gestern gekauften Farben ausgestattet unser eigenes Holi gefeiert. Jeder hatte sich kleidungsmäßig auf das gegenseitige “Einsauen” vorbereitet und viele von uns haben nun, ohne darauf acht zu geben, schöne Erinnerungstops oder Tshirts, aus denen die hartnäckige Farbe natürlich nicht mehr auszuwaschen ist.
Doch die rote, blaue, violette, grüne, gelbe und braune Färbung bleibt nicht nur auf der Kleidung haften – Vor allem uns Blondinen sah man Holi noch lange an. Ich hatte selbst eine halbe Woche danach noch eine orange-grüne Tönung im Haar. Selbst mit täglich zweimal Duschen dauert es einige Tage, bis sich auch die oberen Hautzellen erneuern und man sich langsam wieder sauber fühlt. Und selbst dann muss man sich noch gründlich seinen Händen und Füßen widmen, die besonders wegen den grünblau gefärbten Nägeln ohne genügend Zuwendung geradezu monströs aussehen. Aber, und dessen sind wir Inbounds uns alle einig, das war's wert! Einmal so mit Farben um sich zu werfen, wie man gerade lustig ist und seine Freunde mal so richtig einzufärben – liebevoll und doch ohne Gnade, das bleibt in guter Erinnerung!

Die Tempelbesichtigung am Nachmittag und der traditionell Indische Markt, auf dem wir auch zu Abend aßen, verblassen etwas angesichts des Erlebnisses am Anfang des Tages. Lustig war jedenfalls, überall Touristen und auch Indische Frauen, Männer, Kinder in allen vorstellbaren Farben zu sehen. Man lächelte sich zu und musste sich nicht wie der einzige Paradiesvogel auf Erden fühlen.



Dienstag, 2. März

Nach viel Schlaf und ausgiebigen und doch scheinbar nutzlosen Säuberungsaktionen ging es nun weiter mit Sightseeing: Das Museum im Stadtpalast Jaipurs, der Wasserpalast und das Planetobservatorium, ein Beweis für die frühen und klugen Erkenntnisse der Inder, was die Astrologie anbetrifft, standen auf dem Tagesplan.
Wenn man nach dem Wow-Effekt geht, gewinnt eindeutig der Stadtpalast. Das Gebäude gilt, nach dem Taj Mahal, als das berühmteste in ganz Indien. Es hat eine 12km lange Mauer, 20 Wachtürme und beinhaltet viereinhalbmillionen kleiner Spiegel, die zur stilvollen Dekoration beitragen. Doch nicht nur das: es hat ein Badezimmer für die warmen, sowie eines für die kalten Monate und verfügt über eine “natürliche Klimaanlage”, die mit den Herablassen von kaltem Wasser hinter einer Extrawand funktioniert. Ganz schön raffiniert, die Architekten von damals!
Und für wen all der Aufwand? Der Palast wurde für die zwölf Ehefrauen des Königs gebaut, die alle in einem separaten Teil der Anlage lebten. Da sie alle um die Gunst des Königs warben, trugen sie stets schweren Schmuck und schöne Kleider, die mit kostbaren, schillernden Metallen durchwebt waren. Leider wurde die ganze Aufmachung oft zu schwer, als dass zarte Frauengestalten sich damit problemlos fortbewegen könnten. Also baute man neben jeder Treppe eine Rampe, sodass die Königinnen in einer Art Rollstuhl umhergeschoben werden konnten. Doch welche der Frauen nun am besten abgeschnitten hat, blieb den ihnen oft rätselhaft: Um Eifersucht und Streit unter ihnen zu vermeiden, blieb geheim, welche seiner zwölf Vertrauten seine Majestät am häufigsten besucht. Dies geschah anhand eines Ganges, der vom Gemach des Königs unabhängig zu jedem einzelnen Frauengemach führte. Ich bin mir allerdings nicht ganz so sicher, ob diese Regelung nicht eher den Neid unter den Frauen gesteigert haben mag?



Mittwoch, 3. März

An diesem Tag ging es für uns besonders früh auf die Piste: Eine Safaritour duch den Naturpark in Sawai Madhopur stand an. Von dem dachlosen Geländewagen aus sahen wir zwar keine Tiger, dafür aber die Abdrücke ihrer großen Tatzen, ein ganz naturbelassenes Land und viele andere interessante Tiere. Zuerst fielen mir die Vögel auf, die zuerst einzeln von Baum zu Baum flogen, auf der Suche nach etwas Genießbaren. Joia, eine Französin, die sich als Proviant Cornflakes mitgenommen hatte, kam auf die Idee, sie damit anzulocken und es dauerte nicht lange, bis sich eine ganze Schar laut zwitschernder Vögel zum Frühstück versammelt hatte und uns von den Händen aß.
Wir sahen Rehe und Hirsche, schwarzgesichtige Affen, eine merkwürdige Pferdeart – große, dunkle und etwas schwerfällige Tiere, die mich auch ein Bisschen an Kühe erinnerten –, stolze Adler, wilde Pfaue und sogar einige Krokodile, die im oder am See der aufgehenden Sonne zuschauten. Obwohl das Land sonst ziemlich trocken und sandig war, gab es viele Bäume und Büsche mit einigen Palmen dazwischen, viel strohiges Gestrüpp und erfrischend saubere und klare Luft! Wie hatte ich die vermisst.

Nachdem wir geduscht, gefrühstückt und unsere Koffer schon fast routinemäßig vor die Zimmertür gestellt hatten, fuhren wir heute in den nächsten Busdesstaat: Utter Pradesh, der mit der Indischen Hauptstadt Dehli und der berühmten Moschee Agras ein Ziel vieler Touristen ist. Die Reise war lang, und ich hatte ein wenig Zeit, mich über Dehlis Geschichte zu informieren. Ursprünglich war die Stadt wohl in acht Teile – sieben Islamische und einem Britischen – eingeteilt, die nach und nach zusammengewachsen waren. Im Jahre 1947 gab es eine große Freiheitsbewegung der Hindus und Muslime, die die Britische Regierung nicht mehr dulden wollte. Dabei war ein ausschlaggebender Kritikpunkt der Gebrauch von Tierfett, das für die Produktion der Waffen verwendet wurde. Bei diesem Stoff handelte es sich um Fett von Kühen oder Schweinen, mit derenen Verwendung sowohl Hindus als auch Muslime Probleme hatten. Wie wir alle wissen, erlangten die Inder letztlich ihre Unabhängigkeit und damit diese nicht in Vergessenheit gerät, erbaute man den mit 73m weltweit höchsten Steinturm. Mittlerweile beherbergt die “Stadt der acht Städte” zwischen 14 und 18 Millionen Menschen; die Zahlen schwanken so sehr, da die Bewohner der Slums nicht registriert werden und es so schwierig ist, sie zu schätzen.

Das Abendessen in unserem Hotel gefiel uns besonders gut. Nicht nur, weil auch Spagghettinudeln mit richtiger Tomatensoße im Angebot waren, sondern auch, weil im Speisesaal eine runde, hölzerne Bodenplatte eingebaut war, die sich langsam und kaum merklich drehte. Hatte man sich zu Anfang gleich an den Eingang gesetzt, war es möglich, dass man zuletzt an der Fensterseite saß, von der aus man einen guten Blick auf Agra hatte. Und war da hinten im Dunkeln nicht auch schon ein Türmchen des Taj' zu erkennen?



Donnerstag, 4. März

Der allmorgendliche “wake up call” war heute ausnahmsweise mal wirklich wirksam. Sobald das Ringen des Telefons durch unser Mädelszimmer lärmte, stand auch schon die Erste unter der Dusche, um danach noch so viel Zeit wie möglich zum Schminken und für die Finger-und Fußnägel zu haben. Alles sollte sitzen, passen und ein gutes Bild abgeben, denn bald schon sollte uns der Bus zum berühmten Taj Mahal bringen – zu einem der neuen sieben Weltwunder auch bekannt als das Gebäude der Liebe.
Übersetzt bedeutet Taj Mahal Palast der Kronen. 22 Jahre lang wurde an der Moschee gebaut, die ein Indischer Herrscher 1641 für seine verstorbene Lieblingsfrau in Auftrag gab. Der hellste und härteste Marmorstein, der Hauptbestandteil des Gebäudes ist, kommt aus Rajasthan und Makraba, ist also ungefähr 264 Meilen weit gereist und so ganz ohne Lastwagen und Züge war dies ganz offensichtlich ein großer Aufwand. Ganz zu schweigen von der Bearbeitung, die natürlich reine Handarbeit ist! Auch all die Blumen und die verschnörkelten Schriftzüge, die in den Marmorstein eingearbeitet sind, bestehen aus Steinen, die aus allen Enden Indiens kommen. Einige davon kann man mit einer Taschenlampe zum leuchten bringen.
Zur linken und rechten Seite des blendend weißen Hauptgebäudes befinden sich das Gasthaus und ein Gebetshaus, natürlich nach Mekka ausgerichtet. Vier Wachtürme stehen an allen vier Ecken des Platzes; sie neigen sich kaum sichbar nach außen, sodass sie im unwahrscheinlichen Falle eines Erdbebens das Grabmal nicht beschädigen. Die gesamte Konstruktion ist symmetrisch durchgeplant.
Beim ersten Blick durch das Eingangstor zum Taj Mahal hatte ich das Gefühl, vor einer überdimensionalen Kinoleinwand zu stehen. Das Bild des weißen Monumentes mit den gigantischen, runden Kuppeln kam mir so unwirklich vor! Nach einigen Fotos und Gruppenbildern haten wir eine Stunde lang Zeit, uns alles anzuschauen. Beim Eintreten in das Innere des Gebäudes müssen sich die Augen erst wieder vom ganzen weiß des hell beleuchteten Marmors gewöhnen. Der Sarg, der sich in der Mitte des Raumes befindet, ist mit unzähligen Blumen und Schriftzeichen verziert, so wie auch die Innenwände. Im Gegensatz zu einer Moschee wie dieser, kommen mir Kathedralen nun ganz pompös vor – Lenken so viele Engelchen und Darstellungen von Bibelfiguren nicht etwa doch vom Wesentlichen, der Besinnung auf Gott, ab?

Nachdem alle unserer Kameras einen leeren Akku und eine volle Speicherkarte hatten, hatten wir nun die Möglichkeit, auch noch handfeste Erinnerungen zu erweben. Unser Guide zeigte uns ein Geschäft, in dem eine kleine Demonstration des Handwerkes und viele kleine Kunstwerke aus Marmor und Edelsteinen auf uns warteten. Leider waren die Preise für uns Schüler eindeutig zu hoch, doch die Fotos und Eindrücke des wirklichen Taj Mahal haben, damit haben wir uns nachher getröstet, eigentlich sowieso einen viel größeren Wert als ein kleines verstaubendes Taj auf der Fensterbank.



Freitag, 5. März

Dehli! Zum zweiten Mal besuchen wir nun die Indische Hauptstadt, die “Stadt der acht Städte”, und sehen diesmal nicht einzig das Medititionszentrum Om Shanti der Brahma Kumaris, sondern werden zu vielen der Sehenswürdigkeiten gefahren.

Zuerst stand die Besichtigung des Turmes Kutab Minnar an, der das erste große Denkmal an einem Grab in dieser Gegend Indiens und seit 1993 Teil des Weltkulturerbes der UNESCO ist. Wie auch das Taj Mahal wurde es für die Lieblingsfrau eines Islamischen Herrscher gebaut. Der Turm ist mit einer Höhe von 71m ein nicht zu verachtendes Grabmahl, es hat fünf Ebenen, abgetrennt durch “Gürtel” mit Sprüchen aus dem Koran, und ist fünf Grad östlich geneigt, um in keinem Fall auf die nebenstehende, etwas sonderbare Moschee steht. Dieses Gebäude ist aus Sandstein und Marmor erbaut und gilt als wiederverwendet: Noch deutlich sichtbar war diese Moschee ein Tempel der Hindus, dem nach einem gewonnenen Kampf in Islamische Hände überging. Da in Moscheen keine Gottesdarstellungen geduldet werden, schlug man den in Sandstein gearbeiteten Figuren Ganeshas, Krishnas und Vishnus einfach den Kopf ab. Einige sind mit der Zeit völlig verschwunden oder kaum noch zu erkennen, andere würden uns wohl gerne mit vorwurfsvollen Augen ansehen, weil sie, wie es scheint, noch immer auf ein neues Gesicht warten.
Die Anlage wurde umrundet von einer großen Rasenfläche und einigen uralten Bäumen mit mächtigen Stämmen, die wohl schon Zeugen der Erbauung dieser Ruhestätte waren. Wer die Blumen vermisst hat, wurde beim nächsten Anhaltspunkt mehr als zufrieden gestellt: Der Lotustempel hat, soll er doch selbst eine überdimensionale Blüte darstellen, unzählige Blumen aller Art in dem Garten, der ihn umgibt. Kaum zu glauben, dass all diese Pflanzen der immensen Hitze der Mittagssonne standhalten, die selbst uns zu schaffen macht.

Der Lotustempel, wie uns von unserem Guide erklärt wurde, vereint ein Stück aller Religionen in sich. Bahai nennt sich die Glaubensrichtung, die sich besonders auf die Gemeinsamkeiten der verschiedenen Weltreligionen konzentriert. Demnach ist der Tempel frei von allen Gottesbildern – Er beinhaltet nicht viel mehr als lange Holzbänke, einen langen Teppich, der den Weg zum vorderen Teil bahnt und der dort stehende Alter mit frischen Blumen in einer Vase. Und doch ist dieser Tempel so voller Licht und Wärme (diesmal im poitiven Sinne)! “O mein Gott, o mein Gott! Einige die Herzen Deiner Diener und enthülle ihnen Deinen großen Plan. Gib, dass sie deinen Geboten folgen und Deinen Gesetzen die Treue halten. Hilf ihnen, o Gott, in ihrem Bemühen und verleihe ihnen Kraft, dir zu dienen. O Gott, überlasse sie nicht sich selbst, sondern lenke ihre Schritte durch das Licht Deiner Erkenntnis und beglücke ihre Herzen durch Deine Liebe. Wahrlich, Du bist ihr Helfer und ihr Herr.” - Bahá´u´lláh

Dem berühmten India Gate, das übrigens vom selben Architekten geplant worden ist, wie der Eiffelturm in Paris, folgten viele weitere politische Bauten und zuletzt das Gandhimuseum, das mit einem großen Grabstein an der Stelle, an der er angeblich ermordet worden war, viele Nachfolger und Touristen anlockt. In dem Haus, in dem er zeitweise gewohnt hatte, wurden viele seiner Aussagen, Fotos und einige seiner Utensilien ausgestellt. Aber Moment mal – hatten wir nicht auf dem Südtrip schon das Orginal seiner Brille und seiner Sandalen gesehen? Er wird wohl einige Ersatzexemplare gehabt haben...



Sonntag, 7. März

Nach dem Samstag, den wir fast komplett im Reisebus verbracht hatten, wartete nun mal wieder eine erfrischende Aktion auf uns: River-Rafting ist angesagt. Und zwar nicht auf irgendeinem Fluss, sondern auf dem Ganges, der als heiligster Fluss ganz Indiens gilt. Als wir zuerst davon gehört hatten, in Berührung mit dem Ganges zu kommen, waren wir allerdings nicht sonderlich davon begeistert, denn wir setzten diesen Fluss direkt in Verbindung mit den rituellen Waschungen und dem Versenken halb verbrannter Körper, die darin stattfinden. Zum Glück wurden wir aber schnell damit beruhigt, dass wir von einer weit höhergelegenen Stelle aus die Boote auf das Wasser setzen.
Und so kam es dann auch. Von der kleinen Stadt Haridvar, in der unser Hotel lag, fuhren wir morgens fast zwei Stunden bergaufwärts, bis sich auch der letzte sicher war, dass das Wasser nun sauber war. Wirklich, es war nicht nur sauber, es war glasklar! Doch so schön, wie dieser Anblick auch war, so kalt war auch der erste Kontakt mit Ganga. Die Frische hat eben ihren Preis!
Ausgerüstet mit Paddeln, Helmen und knallroten Schwimmwesten wurden wir zwei Booten zugewiesen und mit den Regeln vertraut gemacht. Dann ging es los, noch ein paar Übungen zum Drehen und Lenken des Bootes und schon holperten wir die erste Stelle herunter, an der die Strömung besonders stark ist, sodass sich das Wasser aufbäuscht und Wellen bildet. Insgesamt fuhren wir über mindestens sieben solcher Stellen und machten außerdem auf dem Weg bergab eine Pause am Ufer, das mit schwarzen Klippen und feinstem, hellen Sand wie eine Filmkulisse wirkte. Wir waren der Natur ganz nah; außer einem anderen vorbeifahrenden Schlauchboot mit ähnlich begeisterten Touristen waren wir allein und genossen die wärmende Sonne, die unsere nassen Klamotten langsam trocknete und uns auf dem türkisfarbenen Wasser entgegenglitzerte.
Am Ende unserer Fahrt angekommen, hievten wir das Boot auf einen Wagen, der es wieder zum Bootsverleih zurückfuhr und ich sammelte etwas Sand und ein paar vom Wasser rund geschliffene, farbige Steine ein, um sie als Andenken mitzunehmen. Was für ein toller Ausflug!

Abends sahen wir den Ganges dann nochmal in der Form, in der wir ihn uns eigentlich ausgemalt hatten. Menschen badeten und wuschen sich und auch Wäsche wurde gereinigt. An einem kleinen, ufernahen Tempel, der die Menschenmassen nicht im geringsten erfasste, wurde “Pooja”, also ein kurzer “Gottesdienst” der Hindus abgehalten, bei dem Spenden eingesammelt, laut gesungen und gebetet wurde. Zuletzt gab es die Möglichkeit, ein Teelicht auf einem Blatt mit Blumen aufs Wasser zu setzen und mit der Strömung des Wassers auf die Reise zu schicken.
Es war schon ganz dunkel geworden, als wir uns nach der Pooja auf den Weg zum Markt des Städtchens Haridvar machten. Umso mehr Menschen waren auf den Wegen – Man wurde regelrecht von Geschäft zu Geschäft weitergeschoben! All die Lichterketten und bunten Glitzerdekorationen, die die Inder nun mal gerne haben, erinnerten mich zusammen mit dem Rummel ziemlich an den Deutschen Weihnachtsmarkt, es fehlte nur die Kälte, der Schnee und der Branntwein.



Dienstag, 9. März
Die letzte Station vor der gefürchteten Abreise zurück nach Mumbai war Amritsar im Bundesstaat Punjab. Wir besichtigten dort zuerst den historischen Ort Jallianwala Baug, an dem am 13. April 1919 mindestens 1000 Menschen ums Leben kamen, die sich zuvor, Gandhi folgend, ohne Gewalt für die Unabhängigkeit Indiens eingesetzt hatten. Auf Befehl des Britischen Generals Dyer erschossen die Soldaten Männer, Frauen und Kinder aller Religionen (Sikhs, Muslime und Hindus) und verursachten damit ein Grauen, das als Massaker von Amritsar in die Geschichte einging.
General Dyer sagte später zu seiner Verteidigung, er habe sich mit einer “revolutionären Armee” konfrontiert gesehen und hat, auch als sich die Versammlung auflöste, das Schießen nicht einstellen, geschweige denn danach den Verletzten Hilfe zukommen lassen – dies sei nicht seine Aufgabe und die Krankenhäuser seien ja geöffnet gewesen.
Etwas betäubt und geschockt von dem fürchterlichen Ereignis an solch einem Ort, der heutzutage so merkwürdig friedlich aussieht, ging es zu der nächsten Station. Es gab kaum Zeit, das Massaker zu begreifen, und noch jetzt, während ich mich an die Fakten und Zitate erinnere, ist das Unverständnis und Mitgefühl groß.
Die bekannteste Attraktion in Amritsar ist der Goldene Tempel, der nur einen kurzen Fußweg von Jallianwala Baug entfernt gelegen ist. Er stellt das höchste Heiligtum der Sikhs dar und wird darum täglich von tausenden Pilgern besucht, denen es sogar gestattet ist, für maximal drei Tage unter den Arkaden der zum Tempel zugehörigen Palastanlage zu schlafen. Auch wird ihnen für diese Zeitspanne in einem benachbarten Gebäude einfaches Essen angeboten.
Der eigentliche Tempel, der übrigens mit echtem Plattgold verkleidet ist, steht auf einer Insel im so genannten Nektarteich. Dessen türkisfarbenes Wasser wird so sauber gehalten, dass wir viele kleine Fische darin entdeckten. Dieser widerum ist umgeben von der Palastanlage, die ein Tor auf jeder der vier Seiten hat, als Symbol für die Offenheit der Sikhs gegenüber allen Menschen und Religionen.
Im Tempel selber werden von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang Verse aus dem Heiligen Buch rezitiert. Die Gesänge werden, um sie auch den vielen nahe zu bringen, die gerade nicht im verhältnismäßig kleinen Gebäude sind, über Lautsprecher in die gesamte Tempelanlage übertragen. Diese Klänge zusammen mit dem Ausblick auf den leuchtend goldenen Tempel und den badenden und betenden Menschen gaben einen tollen Eindruck der Religion der Sikhs. Das Kopftuch oder der Turban ist für Sikhs ein Zeichen für die Gottesehrfurcht, und da jeder Besucher, ob Sikh oder nicht, beim Betreten der Anlage darum gebeten wird, eine Kopfbedeckung zu benutzen, fühlt man sich selbst für die Zeit des Besuches wie ein Teil der Gemeinschaft.
Die allerletzte Sehenswürdigkeit unserer Tour war der Besuch der Grenze mit Pakistan. Allmorgendlich wird dort in einer Zeremonie die Indische und Pakistanische Flagge gehisst und abends wieder herabgenommen, für einen kurzen Moment werden die Tore sogar geöffnet und die Soldaten schütteln sich gegenseitig die Hände. Ein schöner Abschluss war das, der einen Eindruck eines nun friedlichen Indiens hinterließ.
Der Trip endete, wie immer, mit einer unterhaltsamen Zugfahrt. Wir haben mal wieder mal ein unvergessliches Erlebnis hinter uns, diesmal mit etwas mehr zwischenmenschlichen Komplikationen, denn wir kennen uns eben mittlerweile schon etwas besser. Doch auch daraus lernt man und trotz den paar Streitigkeiten schweißen so viele Sehenswürdigkeiten, Unternehmungen und Abenteuer doch unglaublich zusammen!
Glücklich, vergnügt und vor allem erfrischt ging es zurück nach Mumbai, wo uns eine feuchtwarme Hitzewelle wieder “zu Hause” willkommen hieß. So heiß war es während meiner Zeit hier in Mumbai noch nie, und ungelogen fängt man an zu schwitzen sobald man die Straße betritt. In den Wohnungen reichen die Ventilatoren oft nicht mehr aus, und man sehnt sich nur nach einer funktionstüchtigen Klimaanlage – ja, sogar ich, die mit Klimaanlagen ansonsten keine sehr gute Freundschaft pflegt. Der Mai, wie man uns sagte, wird der heißeste Monat. Wie gut, dass wir dann erstmal in die kühlen Himalayas fliehen können, denn unser dritter und damit letzter Trip ist nicht mehr weit!

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Rotary-Austauschschülerin nach Mumbai