Sonntag, 20. Juni 2010

Back home in Deutschland!

Hier nun endlich der letzte Blogbericht, in dem ich von unserem letzten Trip in die Hilmalayas, von meiner Rückkehr nach Deutschland und vom “zu Hause einleben” berichte, einem Prozess, in dem ich mich auch nach über einem Monat noch befinde!

Die freudig erwartete zehntägige Himalayatour begann am 23. April und stellte unsere dritte und damit letzte Tour in der Gruppe der Austauschschüler dar. Für viele von uns war sie gleichzeitig die beste von dreien (Südindientour, Nordindientour, Himalayatour); wir sahen diesmal zwar nicht viele Tempel, Burgen oder andere erbaute Sehenswürdigkeiten, dafür konnten wir uns endlich mal wieder an sauberen Flüssen, gewaltigen Wasserfällen, frischer, kühler Luft und der wunderschön grünenden Berglandschaft erfreuen. Und wir tauschten die vielen Busfahrten, die uns auf den übrigen beiden Touren manchmal doch etwas zu lang wurden, gegen Wanderungen durch das größte Gebirge der Welt ein – kein schlechter Deal! Das tägliche stundenlange Laufen oft mit vollgepackten Rucksäcken auf dem Rücken war zwar schon anstrengend, abgesehen von so manchen störenden Blasen an den Füßen hat sich aber niemand verletzt. Selbst in den zwei Nächten, in denen wir neben Schnee und Hang zelteten, haben wir uns höchstens eine Erkältung, oder eine Zecke eingefangen. Wie sehr ich die Berge vermisst hatte!

Wieder in Mumbai angekommen war es fürchterlich heiß. So viel wie in meinen letzten Wochen in Mumbai habe ich noch nie geschwitzt – die Temperatur lag konstant um 42 Grad und die immens hohe Luftfeuchtigkeit machte es auch nicht besser. In Anbetracht der kurzen Zeit, gerade zwei Wochen, bis mein Abflug nach Deutschland ging, war ich der Hitze aber auch irgendwie dankbar, denn so konnte ich mich auf eine gemäßigte Temperatur zu Hause freuen.
Die zwei übrigen Wochen vergingen wie im Flug. Es gab auf einmal so viel zu tun, so viele Menschen das letzte Mal zu sehen und vor allem so viel einzukaufen! Wie viel Mumbai passt noch in den ohnehin schon übervollen Koffer? Zuletzt habe ich, außer dem 20kg ordnungsgemäßen Koffer und Handgepäck, noch ein 22kg schweres Paket schicken müssen. Es war mir unmöglich, mich mit meinem Gepäck weiter zu reduzieren! Und selbst so habe ich, während wir mit dem Auto zum Flughafen fuhren, noch weiterhin darüber gegrübelt, was ich vergessen habe und natürlich, was ich am meisten vermissen werde.
Ganz zu Anfang wären da die vielen Freunde zu nennen, die ich während dieser großen Reise kennenlernen durfte. Meine Gastfamilien waren allesamt so herzlich, nett, hilfsbereit, offen,... Eben so, wie man sie sich nur wünschen kann. Selbst wenn es Probleme gab, konnten wir offen miteinander reden und fanden zumeist einen guten Kompromiss.
Ebenso die Mitglieder meines gastgebenden Rotaryclubs, die mich immer unterstützt haben und mich auch oft zu privaten Feiern oder einem Abendessen im Kreis der Familie einluden. Alle hatten sie Freude daran, mir von Indien zu erzählen, sowie auch von Deutschland oder ganz Europa zu hören.
Doch vor allem bin ich dankbar für die Freundschaft mit den anderen Austauschschülern, die mit mir die Zeit in Mumbai und auf den Reisen verbracht haben. Während all den Tagen, Wochen, Monaten miteinander sind wir wie zu Geschwistern geworden, kannten uns fast in und auswendig und waren immer füreinander da. Dadurch, dass wir alle die gleiche Ausgangsposition hatten, konnten wir uns immer gut weiterhelfen, gab es einmal Streit in den Familien oder Pech mit dem Rotaryclub, Heimweh, Krankheit oder andere Probleme. Schließlich haben wir das Austauschjahr erfolgreich hinter uns gebracht und haben nicht nur viel über Indien, sondern auch über all die Länder gelernt, aus denen unsere Freunde kamen: Brasilien, Mexiko, Kanada, Amerika, Frankreich und Belgien. Was für ein Reichtum!

Nach der schmerzlichen und tränenreichen Verabschiedung am Flughafen in Mumbai hatte ich eine doch ziemlich angenehme Reise nach Deutschland. Zum Glück konnte ich einige der insgesamt acht Stunden Flug schlafen und war so weder zu aufgeregt, meine Eltern wiederzusehen, noch zu traurig, Indien verlassen zu haben. Ich hatte ein merkwürdiges Gefühl im Bauch; alle Anspannung fiel von mir ab und ich ließ den Wechsel einfach geschehen und den neuen Lebensabschnitt auf mich zukommen. Ich hatte es geschafft, mich in einer komplett neuen, unterschiedlichen Welt zurechtzufinden, in der ich vorher nichts und niemanden kannte; warum also sollte ich das also in meiner eigenen Heimat, dem durchorganisierten und sicheren Deutschland, nicht auch können?
Amüsant war das Essen, das sie während des Fluges servierten. Es war eine merkwürdige Deutsch-Indische Mischung; Zum Frühstück gab es zum Beispiel – abgesehen vom allseits beliebten Omlett – echte Kaiserbrötchen mit leckerer Marmelade und Lagnesehonig, die wie selbstverständlich in einem Schälchen mit Inidischer Amul-Butter lag. Dazu gab es saftig-süße Mangostücke, eine Indische Süßigkeit und schließlich einen Becher Apfelschorle (die wiederum in Indien nicht existiert).

Einmal in Deutschland angekommen fühlt man sich fast, als wäre man nie richtig weggewesen, als wäre der Austausch in dieser anderen Welt ein Traum gewesen, der beim Aufwachen wie eine Seifenblase zerplatzt. Und doch ist so viel hängengeblieben, so viele Eindrücke von Menschen, Orten, Geräuschen, Gerüchen, Gefühlen,... Immer, wenn ich über mein Austauschjahr gefragt werde, kann ich kaum wieder aufhören zu erzählen und freue mich daher über jeden, der sich für meine Erlebnisse in dem großen Indien interessiert!
Der Alltag kehrt ein und, seitdem mein Inidscher Gastbruder Aniket auch wieder nach Hause geflogen ist, die Rückkehr in ein “normales Leben”. Seit einigen Wochen gehe ich wieder in die Schule, um mich auf das 12te Schuljahr vorzubereiten, da ich die 11te nicht wiederholen möchte. Auch tanze ich wieder (es ist so viel aufzuholen!), treffe mich mit Freunden, singe im Chor und genieße geradezu die altdeutschen Lieder in den Gottesdiensten und die Liturgie, die mir so beruhigend bekannt ist. Doch selbst wenn äußerlich kaum eine Veränderung zu sehen ist, habe ich einiges dazugelernt, kann Dinge, die mir früher selbstverständlich erschienen, besonders wertschätzen oder andere kritisieren.
So viele Erfahrungen und Gelerntes sind für mich ein großer Reichtum und ich möchte mich an dieser Stelle noch einmal bei der Organisation Rotary, meinen Gastfamilien und den vielen Menschen bedanken, die mich über die ganze Zeit hinweg unterstützt und mit Rat und Tat begleitet haben. (Das gilt natürlich auch für die fleißigen Leser, die meinen Blog mitverfolgt haben!)

Vielen, vielen Dank!!

Ich bin glücklich, dass der Austausch nun nicht entgültig zuende ist – im August diesen Jahres wird der Rotaryclub Nahetal, mithilfe dessen ich versandt wurde, ein Taiwanesisches Mädchen aufnehmen und wir werden ihre zweite Gastfamilie sein. Und natürlich locken all die herzlichen Einladungen meiner Austauschfreunde in ihre jeweiligen Länder... Exchange continues!



Bei Fragen oder Anregungen können Sie / könnt ihr mir gerne schreiben, ich freue mich auch über ein Feedback!

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Rotary-Austauschschülerin nach Mumbai