Mittwoch, 30. Dezember 2009

Weihnachtszeit in Mumbai

"Schneefloeckchen, Weissroeckchen, wann kommst du geschneit?" ...Darauf kann ich hier bei 27 Grad wohl noch lange warten. Letztes Jahr sollen die Temperaturen in Mumbai auf ca. 20 Grad runtergegangen sein, doch die letzten Tage ueber ergaben kaum einen Unterschied zu der normalen Hitze. Zugegeben, morgens und abends war es verhaeltnismaessig kuehl, aber das hing wohl eher mit der gruenen, frischen Umgebung zusammen, in der wir Austauschschueler die Vorweihnachtszeit vom 20. bis zum 24. Dezember verbracht haben.
Es ist mir selbst komisch vorgekommen, denn es herrschte eine angenehme Ruhe, obwohl wir im Zentrum Mumbais wohnten. Die Luft war genießbar, es gab große Parkanlagen und Sportplätze und es wurde sogar alles sauber gehalten! IIT Campus nennt sich dieser Ort, er ist, wie auch der Nationalpark Mumbais, eine Oase in der lärmenden Stadt. Das Gelände wird als Lern- und Forschungszentrum genutzt und hält viele Hostels für Schüler, Schülerinnen und Lehrer bereit. Es ist wie eine kleine Welt für sich, die einmal im Jahr überschwemmt wird vom größten College Festival ganz Asiens: "Mood Indigo"!
Über fünf Tag fanden sich im IIT Campus Mumbai tausende von Jugendlichen zusammen, es wurden Workshops angeboten, Vorführungen von klassischer Zittermusik bis hin zu Hip Hop und Metal Rock fanden statt und, nicht zu vergessen, konnte man sich für große Wettbewerbe einschreiben, bei denen es tolle Preise zu gewinnen gab. Zwischen all den Aktivitäten - Tanz, Gesang, Zeichnen, Malen, Schnitzen, Collagieren, Fotografieren, Schreiben, Schauspielern,... - gab es also kaum Zeit, das traute Heim und die gemütlichen Weihnachtstage im familiären Kreis zu vermissen. Die Highlights fanden fast immer Abends statt: Dem Rockkonzert am ersten Tag folgte eine wirklich gelungene Fashionshow, am dritten Abend stand Klassische Indische Musik mit Gesang auf dem Plan, am 23. trat eine Israelische Trommelband auf, die uns Austauschschüler sogar später noch auf einen Kaffee in den VIP-Bereich einlud und die Tanzvorführungen am Heiligabend rundeten die erlebniseiche Zeit schließlich ab. Auch Michael und ich haben die Gelegenheit nicht verstreichen lassen und am 24. eine kurze, selbst ausgedachte Choreographie aufgeführt. Aneinandergehängte Teile der Tänze Quickstep, Wiener Walzer, langsamer Walzer, Tango und Discofox brachten uns von zehn Teilnehmern den dritten Platz und damit einen einmonatigen Salsakurs ein. So ein schönes Weihnachtsgeschenk!

Nachdem mich meine Gasteltern wieder vom IIT Campus abgeholt hatten, fuhren wir zu Freunden der Familie und hatten dort einen gemütlichen Abend, gutes Indisches Essen und natürlich gab es viel zu erzählen. Ich hatte nachts dann glücklicherweise auch noch die Möglichkeit, nach Deutschland zu skypen und meiner Familie und meinen Freunden fröhliche Weihnachten zu wünschen.
Wie ich schon von erfahrenen Austauschschülern der letzten Jahre gehört habe, ist die Weihnachtszeit wohl diejenige, in der das Heimweh besonders zuschlägt. Wenn man so gar nicht an Jahresende denkt und bei den scheinbar zeitlosen hohen Temperaturen, im ewigen Sonnenschein Indiens so dahinlebt, könnte es schon passieren, dass man das zweitgrößte Fest im Kirchenjahr schmerzlos vergisst. Zumindest solange seine Liebsten einem nicht auf dem Computerbildschirm zuwinken!

Am 26. Dezember fand dann die wieder aufmunternde Weihnachtsfeier mit allen Inbounds und Indischer Rotaryjugend statt. Jeder hatte, wie vorher verabredet, ein Wichtelgeschenk und einen mehr oder minder typischen Weihnachtssnack aus seinem eigenen Land dabei. Wir Deutschen trugen mit selbstgemachten Vanillekipferln und Butterplätzchen zu einem gelungenen Festmahl bei. Das Backen hat Spaß gemacht, und obwohl es mangels Ofen etwas langwieriger war als daheim, wurde unser Mikrowellengebäck hoch gelobt.
Wir spielten Spiele, brachen die Pinata der Mexikaner auf (Ein als Kuh verkleideter Ballon mit vielen Bonbons und Schokolädchen darin), verteilten die Wichtelgeschenke und genossen die sternenklare Nacht.
Zugegeben, es ist etwas abgekühlt. Ein Jäckchen kann nachts nicht schaden, und doch war es zuerst ein lustiges Gefühl, im ärmellosen Sommerkleidchen Weihnachten zu feiern. Eigentlich bin ich angesichts der -15 Grad in Bad Kreuznach doch ganz froh, in Indien zu sein!

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Rotary-Austauschschülerin nach Mumbai