Mittwoch, 7. Oktober 2009

Der Tag der Deutschen Einheit im Taj Hotel

Montag, 5. Oktober 2009

Als mir Benedikt, ein anderer Deutscher Austauschschueler, der hier im Zentrum Mumbais wohnt, von einer Einladung des Deutschen Konsulats erzaehlte, war ich sogleich Feuer und Flamme. Anlaesslich des 19. Tages der Deutschen Einheit lud das Konsulat jeden Deutschen und jede Deutsche in Mumbai in das sieben Sterne Hotel Taj ein, das zu einem der nobelsten Unterkuenften in ganz Indien zaehlt. Auch durch die Anschlaege im November letzten Jahres ist es, wenn auch in einem traurigen Zusammenhang, beruehmt geworden. Es steht direkt gegenueber vom Gateway of India und man hat von einem der breiten Balkone einen eindruecklichen Ausblick aufs weite Meer.
Endlich konnte ich mein kleines Schwarzes aus dem Koffer holen! Benedikt, Michael (ein anderer Deutscher Austauschschueler) und ich trafen uns an der suedlichsten Zugstation Mumbais, fuhren mit dem Taxi zum Hotel und, nach der Sicherheitskontrolle, betraten wir endlich den vornehmen Empfangssaal. So glatt wie der Boden war, koennte man fast meinen, er sei aus Porzellan; in der Mitte des Saals standen ein paar Sessel und Glastische, an denen vereinzelt gut gekleidete Herren auf ihre Begleitung warteten. Auch ein Fluegel durfte natuerlich nicht fehlen.
Uns folgten freundliche Blicke von der rezeption, als Benni, Michi und ich dem Verlauf des roten Teppichs folgten, welcher uns direkt zum Crystal Room fuehrte. Da wir drei, schon laengst an die Indian Standard Time angepasst, eine Stunde zu spaet angekommen waren, haben wir wohl die Eroeffnungsrede verpasst; wir kamen aber noch rechtzeitig, um die Oboistin, Cellistin und drei Violinistinnen einen Teil der "Vier Jahreszeiten" von Vivaldi spielen zu hoeren. Und nun fing der Abend ja erst richtig an!
Auf langen Buffettischen wurde das Abendessen fuer bestimmt 500 Gaeste serviert: Nach drei Monaten ohne Deutsches Essen gab es endlich wieder Wuerste, Sauerkraut und Kartoffelbrei; es gab Leberkaes, Frikadellen, geraeucherten oder gekochten Schinken, welcher von den paar Indern mit Argwohn begutachtet wurde, aber auch geraeucherter Lachs wurde aufgetischt, an dem ich besondere Freude fand. Waehrend ich mich spaeter an der ueberaus reichen Kaeseplatte guetlich tat, labten sich die Jungs schon an der sich immer erneuernden Schwarzwaelder Kirschtorte und den Meisterwerken an Pralines... Es war ein Festmahl! Zugegeben, wir haben an diesem Abend sogar ausnahmsweise eines der Rotary-Verbote missachtet und uns ein echtes Krombacher geteilt. Es geht doch nichts ueber kuehles Deutsches Bier!
Wie gut es sich anfuehlte, wieder unter Deutschen zu sein - sah ich jemandem in die Augen, so schaute ich hinauf und merkte so richtig, wie ich mich auch innerlich aufrichtete. Erst kurz davor auf der Zugreise nach Sued habe ich mich ueber meine Groesse geaergert, weil ich mir wieder als einzige den Kopf an den Festhalt-Henkeln gestossen habe. Nun, unter all diesen hochgewachsenen Gestalten, bemitleide ich fast die paar Inder, die leicht in der Menschenmenge untergehen.
Nach einem kurzen Abstecher zum stillen Oertchen - alles blitzt und blinkt nur so vor Sauberkeit und mir wurden nach dem Haendewaschen mit frischen Handtuechern die Haende abgetrocknet - naeherten Michi, Benni und ich uns dem Ausgang. Doch bevor wir das Taj verliessen, wurden wir noch mit Nivea Werbegeschenken und echten Schogettentafeln beglueckt.
Reich beschenkt und gefuellt mit gutem Essen traten wir schliesslich wieder an die warmfeuchte Luft. Die Klimaanlage im Hotel war doch sehr angenehm gewesen, weil ausnahmsweise mal nicht zu kalt eingestellt. Denn auch wenn sich an diesem Abend so viele Deutsche zusammengefunden haben, ziehen wir doch die Indischen Temperaturen dem ungemuetlichen Wo-ist-meine-Jacke-Wetter vor.

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Rotary-Austauschschülerin nach Mumbai